Corona Bericht: Meine Erfahrungen während meinem Auslandsjahr in Alicante während der Pandemie.
Hola, ich heisse Carl, bin 18 Jahre alt und komme aus Potsdam, seit September 2019 verbringe ich ein Auslandsjahr bis Mitte Juni 2020 in Alicante/ Spanien.
Ich habe viele Pläne für mein Auslandsjahr in Spanien und berichte Euch was ich mir in alles vorgenommen habe und wie sich nun alles durch den Corona Virus verändert hat.
Meine Pläne für mein Auslandsjahr in Spanien waren ausser natürlich gut Spanisch zu lernen, dass ich die 11. Klasse in der spanischen Schule bestehe, den Führerschein in Spanien mache bevor ich im Juni wieder zurück nach Deutschland gehe und die Prüfung für das Dele-Sprachdiplom an der Universität von Alicante absolviere. Da mein grösstes Hobby der Fussball ist, wollte ich regelmässig trainieren und an Punktspielen teilnehmen und natürlich wollte ich auch viel Zeit mit den Spaniern verbringen und den Strand und das Leben in Spanien geniessen.
Vor dem Corona Virus hatte ich eine tolle Zeit in Spanien und es sah so aus, dass ich auch alles erreichen kann was ich mir in dem Auslandsjahr in Spanien vorgenommen hatte, aber nun hat sich durch die Pandemie von Corona einiges verändert.
Ich habe auch aufgrund der vielen Plänen die ich habe und da ich das alles noch irgendwie schaffen möchte das Auslandsjahr in Spanien nicht abgebrochen und bin in Spanien geblieben. Ansonsten wäre die ganze Anstrengung der letzten Monate in der Schule umsonst gewesen und alle Pläne hätten sich in Luft aufgelöst und das wollte ich nicht.
Ich berichte Euch nun wie sich durch Corona in Spanien alles verändert hat, sowie in meiner Schule und wie es meine Pläne während dem Auslandsjahr in Spanien beeinflusst.
Spanien und der Corona Virus
Am Anfang als man von dem Virus in China in den Medien gehört hatte, war das alles noch so weit weg und man hat nicht gedacht, dass es auch irgendwann Europa und letzlich die ganze Welt treffen wird.
In Spanien war die Situation noch sehr entspannt bis ungefähr dem 10. März wo plötzlich viele Fälle von Corona infizierten Patienten bekannt gegeben wurden.
Bei uns in Alicante begannen dann die Spanier Hamsterkäufe zu machen und wurden täglich nervöser, jedoch dachte zu diesem Zeitpunkt niemand, dass es so schlimm werden würde.
Ich hatte in der Woche als dies alles losging noch normal Schule und auch Termine mit meiner Organisatorin von der Austauschorganisation Schüleraustausch Spanien und das Leben war noch nicht eingeschränkt und wir konnten alles zusammen erledigen.
Aber die Regierung hat dann in dieser Woche entschieden, dass in der Nacht vom 14. März auf 15. März eine komplette Ausgangssperre erhängt wird und seit diesem Tag habe ich das Haus meiner Gastfamilie nur noch verlassen um mit dem Hund eine kleine Runde ums Haus zu gehen. Dabei hat mich auch zweimal die Polizei angesprochen, da ich eine Strasse zu weit vom Haus weggelaufen war und weitere Strecken mit dem Hund verboten sind.
Als dann die Ausgangssperre in Spanien verhängt wurde dachte ich nicht, dass diese dann auch nochmals bis zum 12. Abril also insgesamt 4 Wochen verlängert werden wird. Und nun wird in den nächsten Tagen nochmals überlegt ob wir eventuell bis 26. Abril eine Ausgangssperre bekommen sollen…. das wären dann insgesamt 6 Wochen.
In Spanien darf man seit der Ausgangssperre nur noch mit folgenden Ausnahmen aus dem Haus: Erledigungen wie einkaufen im nächst gelegenen Supermarkt oder Apotheke, Tabakladen oder bei dringenden Arztbesuchen oder um zur Arbeit zu fahren oder mit dem Hund raus zu gehen.
Sofern man im Auto unterwegs ist, wird man eventuell von der Polizei angehalten und es wird geprüft, ob man auch wirklich einkaufen war indem man das Supermarktticket zeigen muss. Bei Arztbesuchen oder wenn man zur Arbeit fährt, muss man auch eine Bestätigung vom Arbeitgeber dabei haben.
Leider halten viele die Ausgangssperre nicht ein und bekommen hohe Strafen.
Seit der Ausgangssperre sind alle Läden, Restaurants geschlossen worden, seit Anfang diesen Monats auch alle anderen Gewerbe die nicht unbedingt notwendig sind.
Die Regierung hat ebenfalls untersagt, dass man sich in den Mehrfamilienhäusern auf den Dachterrassen aufhält, da dies eine kommune Zone ist und es verboten ist sich mit den Nachbarn dort eventuell zu treffen und zu unterhalten.
Auch die Strände wurden am 14. März geschlossen, zum Glück ist es noch nicht so schönes Wetter in Spanien und ich hoffe dass ich nach der Ausgangssperre noch oft an den Strand gehen kann.
Fast alle Spanier sind nun zuhause. Man sieht die Menschen nur um 20 Uhr abends beim alltäglichen Applaus für die Menschen die in den Supermärkten oder in den Krankenhäusern arbeiten und alle Menschen gut versorgen. Bei dem Applaus fahren dann oft die Polizei oder die Krankenwägen hupend durch die Strassen und werden lautstark bejubelt und beklatscht als Dank für ihren Einsatz.
Es ist sehr ruhig geworden in Spanien und Corona hat das Land sehr hart getroffen.
Leider gibt es täglich mehr Infizierte und auch viele Opfer durch die Ansteckung mit dem Virus die Krankenhäuser sind am kollapsieren und sanitäre Produkte wie Schutzmasken, Handschuhe oder Coronatests sind nicht zu bekommen und werden vom Ausland importiert.
Die Regierung hat so wie in Deutschland ebenfalls einen Rettungsschirm und Hilfen bereitgestellt, aber inwieweit das den Spaniern und den Unternehmen helfen wird, wird man erst in Zukunft sehen.
Schule und Corona
In Alicante besuche ich seit Anfang meines Auslandsjahres in Spanien eine öffentliche Schule in San Vicente del Raspeig/ Alicante dort absolviere ich die 11. Klasse, das entspricht in Spanien der 1. Abiturklasse von 2 Jahren Abi.
Ich habe sehr viele nette Klassenkameraden, die mich von Anfang an sehr nett in ihre Klasse und ihren Freundschaftskreis aufgenommen haben. Gleich zu Anfang haben Sie mir geholfen wo es nur ging und mich in den Pausen in ihre Gruppe integriert. Dabei sind sehr gute Freundschaften entstanden und wir haben auch an den Wochenenden einiges zusammen
unternommen. Durch den Corona Virus habe ich seit dem 13. März niemand mehr von meinen “neuen Freunden “ getroffen, wir haben aber Kontakt per Whatsapp um uns gegenseitig bei den Onlineklassen zu helfen und auszutauschen.
Seit der Ausgangssperre bekommt meine Organisation vom Auslandsjahr in Spanien von unseren Lehrern durch verschiedene Medien Unterrichtsstoff gesendet. Manche Lehrer senden viele Hausaufgaben, manche machen Videokonferenzen und einige Hausaufgaben müssen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt online gesendet werden, andere muss man erst an dem Tag gelernt haben wenn die Schule und der normale Alltag wieder beginnt.
Es wird auch schon gemunkelt, dass bis zu den Sommerferien die Mitte Juni beginnen eventuell gar keine Schule mehr stattfindet und sie sich überlegen wie sie nun alle Schüler benoten, aber wie gesagt es ist noch nicht sicher.
Die Universitäten haben aber auf jeden Fall geschlossen und die Studenten müssen nur noch online studieren und eventuell noch eine Prüfung im Sommer an der Uni machen sofern sich alles normalisiert hat, ansonsten wird benotet was sie online eingereicht haben.
Ausser Spanisch zu lernen möchte ich in meinem Auslandsjahr in Spanien auf jeden Fall das Schuljahr, also die 11. Klasse bestehen und in Deutschland anerkannt bekommen. Somit würde ich im nächsten Schuljahr in Deutschland in die 12. Klasse versetzt werden und mit meinen alten Klassenkameraden die Schule weitermachen und kein Schuljahr wiederholen müssen. Bisher hatte ich gute Noten, wenn man bedenkt dass meine Spanischkenntnisse natürlich in den ersten Monaten noch nicht so gut waren um den Unterrichtsstoff in der Schule zu verstehen.
Die Lehrer an der spanischen Schule haben mich bisher sehr unterstützt und auch Petra Hirner, die Inhaberin der Austauschorganisation mit der ich in Spanien das Auslandsjahr mache. Sie ist schon seit dem ersten Tag mit all meinen Lehrern immer in Kontakt und dadurch konnte ich bisher gute Leistungen erzielen.
Mein Vater lernt mit mir von Deutschland aus auch Mathematik via Skype, da dies das einzige Unterrichtsfach ist das in Spanien schwieriger ist als in Deutschland und er unterstützt mich tatkräftig während meinem Auslandsjahr in Spanien.
Durch den Corona Virus stehe ich nun auch mit meinem Lehrern per Email in Verbindung, bekomme von der Organisation des Auslandsjahres Hausaufgaben von der Schule gesendet und auch auf verschiedenen Online- Plattformen. Jedoch hat die wichtigste Plattform im Internet für Hausaufgaben lange nicht funktioniert, keiner war wohl auf so einen Ernstfall wie Corona vorbereitet und da war auch im Internet alles überlastet.
Nun bin ich dabei alles für die Schule nachzuholen, denn es werden viele Hausaufgaben gesendet und auch viel das man auswendig lernen muss. Die Motivation um zu Lernen ist natürlich ohne normalen Schulbetrieb nicht so gross und man muss sehr selbstdiszipliniert sein, aber ich habe ja ein Ziel vor Augen und will unbedingt das Schuljahr bestehen.
Übrigens beginnen nun ab Gründonnerstag die Osterferien in Spanien und dauern bis Ende April, da bin ich mal gespannt wie das nun weitergeht mit den Hausaufgaben online mit denen
wir schon zugeschüttet wurden, oder ob sie uns weiterhin Unterrichtsstoff senden werden was ich natürlich nicht hoffe.
Mein Führerschein und Corona
Ich möchte sehr gerne in Spanien während dem Auslandsjahr den Führerschein machen zu dem ich auch schon angemeldet bin. Nun habe ich mich in den letzten Wochen auf die Theorieprüfung vorbereitet. Dazu hat mir die Fahrschule in Spanien eine App auf Deutsch zur Verfügung gestellt, mit der ich am Handy die Tests zur Theorieprüfung machen kann.
Die Übersetzung der Tests ist zwar nicht sehr gut, aber so fällt es mir leichter mich auf die Prüfung vorzubereiten.
Eigentlich hatte ich vor, dass ich Ende März die Theorieprüfung mache und dann auch bestehe um danach Fahrstunden zu nehmen und mit dem Führerschein in der Tasche nach meinem Auslandsjahr in Spanien heimreisen kann.
Nun verzögert sich alles. Die Organisation vom Schüleraustausch kennt die Fahrschule sehr gut und hat sich mit ihr per Mail in Verbindung gesetzt und sie wollen mich unterstützen, dass ich sobald die Ausgangssperre aufgehoben wird, gleich die Theorieprüfung machen kann und dann Fahrstunden nehmen kann.
Ich hoffe, dass ich das nun zeitlich bis Juni alles schaffe. Durch die Pandemie hat sich alles verschoben, es werden auch seit Mitte März keine Prüfungen für den Führerschein gemacht und auch keine Fahrstunden.
Es wäre so schön, wenn ich das noch alles hinbekomme.
Fussball und Corona
Wie schon erwähnt hatte ich seit Anfang an in einer Fussballmannschaft im Ort mittrainiert und meine Organisation vom Schüleraustausch hat es auch organisiert, dass ich in Spanien für das Auslandsjahr einen offiziellen Spielerpass bekomme.
Ich hatte mich super darüber gefreut, es dauerte zwar bis Anfang Januar bis der Spielerpass genehmigt wurde, aber davor hatte ich 3 mal die Woche Fussballtraining und seit Januar konnte ich auch an den Punktspielen teilnehmen.
Leider habe ich mir dann im Februar beim Training das Handgelenk gebrochen und musste aussetzen, aber ich dachte dass ich nachdem ich den Gips entfernt bekomme wieder meinen Lieblingssport betreiben kann.
Nun ist durch Corona auch das erst mal auf Eis gelegt, so wie das ganze Leben in Spanien.
Übrigens musste meine Gastmutter meinen Gips zu Hause entfernen, da die Kliniken nur noch Notfälle behandeln. Der Arzt hat mir per Mail mitgeteilt, dass der Gips weggemacht werden kann und welche Übungen ich täglich machen muss damit das Handgelenk nach und nach wieder gut bewegt werden kann. Gut wäre hier auch die Unterstützung durch einen Physioterapeuten, aber die haben durch den Corona Virus auch geschlossen.
Gastfamilie und Corona
Ich habe zum Glück eine Gastfamilie mit der ich mich sehr gut verstehe. Sie besteht aus meiner Gastmutter Lola und ihren beiden Kindern Lucia die ebenfalls die 11. Klasse besucht und Ismael dem erwachsenen Sohn der in der 3. Liga Fussball spielt. Diese Gastfamillie wurde für mich ausgesucht, da sie genauso den Fussball liebt wie ich.
Sie verpassen kein Fussballspiel im Fernsehen und vor der Coronakrise haben wir viele Fussballspiele gemeinsam in einer der vielen spanischen Tapasbars zusammen angeschaut. Das hat mir immer sehr gut gefallen und die leckeren Tapas in der Bar haben mir sehr gut geschmeckt.
Nun schauen wir zuhause gemeinsam alte Fussballspiele oder Weltmeisterschaften aus früheren Jahren an, spielen gemeinsam Karten oder sonstige Spiele um irgendwie die Zeit während der Ausgangssperre besser zu überbrücken.
Ich fühle mich sehr wohl bei meiner Gastfamilie, jedoch ist es natürlich speziell während der Coronakrise nicht leicht ohne seine Eltern und meinem Bruder in Deutschland zu sein. Sie unterstützen mich sehr von Deutschland aus und wir sind immer in Kontakt während dem Auslandsjahr in Spanien und nun speziell wegen der schwierigen Zeit wegen Corona.
Kurz vor dem Beginn von Corona in Spanien haben mich meine Eltern in Alicante besucht um mit mir meinen 18. Geburtstag zu feiern, das war sehr schön mit ihnen Zeit zu verbringen. Damals hatte noch keiner gedacht, dass sich das mit Corona auch in Spanien so zuspitzt.
Danach machte ich auch noch eine grosse Party zu meinem 18. Geburtstag mit meinen spanischen Freunden, vorerst war das die letzte Party während meinem Austauschjahr in Spanien.
Corona und Feste in Spanien
Durch Corona wurden nun alle Fiestas in Alicante und generell in Spanien abgesagt. Eigentlich hätten hier im Ort eine Woche nach Ostern und im Juni ein grosses Stadtfeste in Alicante stattgefunden. Aber auch diese wurden durch Corona abgesagt.
Meine Gastfamilie und auch die Organisation vom Auslandsjahr hat mir aber versprochen, dass ich im kommenden Jahr jederzeit wieder nach Spanien kommen kann um die Fiestas nachzuholen. Auf diese hatte ich mich schon sehr gefreut.
Party mit meinen Freunden an den Wochenenden ist nun auch erst mal nichts, aber sobald das mit Corona vorbei ist, freue ich mich schon und dann werde ich richtig feiern dass wir uns alle wiedersehen, wieder raus dürfen und alle gesund geblieben sind.
Das wird ein Fest grosses und spezielles Fest werden.
Corona und Spanisch lernen
Durch Corona habe ich nun nicht mehr so viel Kontakt zu anderen Spaniern, nur zu meiner Gastfamilie und einer Spanischlehrerin die mich online unterrichtet um mich auf die Prüfung des Dele Sprachzertifikates vorzubereiten. Ich versuche so viel wie möglich zu lernen und mit meiner Familie zu kommunizieren damit sich meine Spanischkenntnisse weiter verbessern.
Zur Prüfung vom Dele- Sprachdiplom bin ich angemeldet, auch die Prüfungen von April und Mai wurden wegen Corona abgesagt, aber ich werde die Prüfung nun im Juli machen.
Fazit von meinem Auslandsjahr in Spanien während Corona
Als ich wusste, dass ich das Auslandsjahr in Spanien machen werde, habe ich mich super darübergefreut und hatte viele Pläne.
Bisher lief alles sehr gut in Spanien, ich hatte viel Spass und Alicante und das spanische Leben hat mir alles sehr gut gefallen.
Durch Corona werde ich nun leider nicht so viel erleben, wie ich mir vorgenommen habe, hoffe aber dass ich auf jeden Fall das Schuljahr bestehe, den Führerschein machen kann und auch die Prüfung für das Sprachzertifikat Dele.
Ich werde dafür auch einen Monat länger in Spanien bleiben, damit ich das nach Corona noch alles hinbekomme da sich ja alles dadurch verschoben hat.
Vielleicht berichte ich Euch nochmals wie mein restliches Auslandsjahr in Spanien nach Corona noch verlaufen ist.
Ich versuche positiv zu denken und trotzdem noch das Beste aus meinem Auslandsjahr in Spanien zu machen und bin schon zufrieden wenn wir alle von Corona verschont werden und gesund bleiben.
Viele Grüsse aus Alicante
Carl